Im Juni 2023 sprach Stefan in Prag die Einladung für das Turnier
2024 nach Spakenburg aus.
Spakenburg? Bei Amersfoort? Ach, in der Nähe von Utrecht. Zum ersten Mal ging es in diesem Jahr in die Niederlande.
Am Donnerstag reisten die ersten Mitglieder der Ajax-Mannschaft an. Mit Zug und Auto. Das Hotel Mercure in Amersfoort sollte für das Wochenende unser Quartier sein. Amersfoort. Noch nie gehört. Dabei hat die Stadt 158000 Einwohner.
Und sie ist ein Kleinod. Eine Puppenstube. Völlig dem Klischee einer holländischen Stadt entsprechend. Hübsche Häuser. Grachten. Und so freundliche Menschen hier. Zu allem Überfluss auch noch bestes Wetter.
Schon im Hotel liefen uns Spieler der Tschechen und Spanier über den Weg und die Wiedersehensfreude war groß. Den restlichen Tag nutzten wir dafür, uns einen ersten Eindruck von Amersfoort zu machen.
Am Abend kehrten wir auf ein Bierchen in der Kneipe “Zur Linde” ein. (Ort des Come together am Freitag) Überraschend stießen David und Margret zu unserer Runde.
Wir lernten an diesem Abend –versuchten es zumindest – die Regeln des Cricket kennen, die David mit Hilfe von Biergläsern und Bitterballen bildlich darstellte.
Am Turnierwochenende fand in Amersfoort auch das Weltmusik Festival statt. Auf dem Heimweg ins Hotel konnten wir so noch den Auftritt einer Band genießen.
Am Freitag trudelten nach und nach alle Teilnehmer ein. Alle waren begeistert von der hübschen Altstadt, die sich einige auch auf einer Grachtenfahrt vom Wasser aus anschauten.
Am Abend wir trafen uns im Lokal “Onder de Linde”. Unsere holländischen Freunde hatten die Fahnen der teilnehmenden Nationen drapiert und es wurden Häppchen gereicht. Bitterballen gab es natürlich auch wieder. Diesmal ohne Erläuterungen zum Cricket.
Jeder unterhielt sich mit jedem und es herrschte ein babylonisches Sprachgewirr. Eine Brass Band zog zu brasilianischen Klängen durch die Stadt und es wurde das eine oder andere Bier getrunken.
Am Samstag hieß es früh aufstehen. 9.00 Uhr erfolgte die Abfahrt des öffentlichen Busses. Glücklicher Weise befand sich die Haltestelle direkt gegenüber dem Hotel.
Die üblichen Passagiere staunten nicht schlecht über den Massenandrang, denn außer den Ajax-Leuten fuhren ja auch die Spanier und Tschechen mit. Die Engländer waren schon an ihrem Hotel eingestiegen.
Nach ca. 30 Minuten erreichten wir Spakenburg. (Wegen Bauarbeiten nutzte der Busfahrer teilweise die Radwege. Aber problemlos, die Holländer lieben ja das Radfahren und die Wege sind dafür großzügig ausgelegt.) Auf dem Weg zum Sportplatz liefen wir über den Wochenmarkt und vorbei am alten Hafen.
Eine Invasion von Sportfreunden.
Sportplatz? Welche Untertreibung. Vor uns lag ein riesiges Übungs- und Spielgelände; Der Sportpark De Westmaat. Die Sportvereinigung Spakenburg ist ein Fußballverein aus Bunschoten-Spakenburg, der in der Tweete Divisie, der 3. Liga des niederländischen Fußballsystems, antritt. Der Verein wurde am 15.August 1931 gegründet und gilt als einer der erfolgreichsten Amateurvereine der Niederlande. Er hat 3 Meisterschaften der höchsten Spielklasse im Amateurfußball gewonnen. In der Saison 2023 erreichte der Verein das Halbfinale des KNBV-Pokals, indem er zwei Vereine aus der Eredivisie eliminierte. Ihr Spitzname ist “De Blauwen”-”die Blauen”. Zwischen dem Verein und seinem Nachbarn Ijsselmeervogels aus Bunschoten-Spakenburg (“Die Roten”)besteht eine langjährige Rivalität. Eheschließungen unter Blauen und Roten sind ausgeschlossen, so erklärte uns Wouter mit Augenzwinkern. (Übrigens gibt es auch noch “Die Grünen”.)
Nachdem wir staunend die Lokalität in Augenschein genommen hatten, eröffnete Stefan das Turnier. Neben den sechs „Nationalmannschaften“ wurde eine Europa Auswahl aus Spielern, die in ihren Ländermannschaften über dem Kontingent lagen, gebildet. Hierin bildeten Tschechen den größten Anteil. Auch zwei Deutsche, Thomas J und Uli waren darin vertreten.
Gespielt wurde 7:7, ein Torwart und sechs Feldspieler. Spielzeit 20 oder 25 min verhandelt durch die Kapitäne. Keine Halbzeitpause, d.h. ohne Seitenwechsel.
Ajax spielte mit Ramon im Tor, Sven, Kevin, Alex, Carsten, René und Peter in der Defensive sowie Steffen, Andreas, Marco, Guido, Ralf und Tony mit überwiegend offensiver Ausrichtung.
Diese Aufstellung bedingt die José Mourinho Strategie: Massierte Defensive und überfallartige Konter. So hatten im ersten Spiel unsere Gegner HWGE aus Newcastle mehr Feldanteile, konnten aber keine drohenden Gefahren heraufbeschwören. Ajax Angriffe litten zunächst unter mangelnder Präzision.
Gegen Ende der Spiels gelangen zwei gute Angriffe über die rechte Seite, die jeweils Guido vor dem Tor erreichten, der beide Male eiskalt verwandelte. 2:0, ein guter Auftakt.
Im zweiten Spiel gegen die Europa Auswahl ging Ajax in Führung. Daraufhin forcierte der Gegner von Thomas und Uli, die kaum ausgewechselt wurden, angetrieben seine Angriffsbemühungen. Das führte zum gerechten Ausgleich. 1:1 O.K.
Das dritte Spiel gegen die Franzosen wurde überraschend angesetzt, während eigentlich Mittagspause angesagt war. Das war gut so, denn Ajax gewann 2:1 und stand zur Halbzeit sehr gut da.
Die Mittagspause änderte das grundlegend. Ajax kam abgekämpft zum Essen und musste nach einer halben Stunde schon wieder antreten. Mit vollem Bauch. Gegen den Gastgeber, die Niederlande. Die hatten eine längere Pause gehabt und waren drückend überlegen. Bei Ajax gab es einen gravierenden Leistungsabfall zu beklagen. Endergebnis 0:4. Auch im nächsten Spiel gegen die Tschechen das gleiche Bild. Der Gegner hatte einige recht junge Spieler auf dem Feld, die konditionell sehr gut drauf waren. Ergebnis 0:3. Die Tendenz konnte auch im letzten Turnierspiel gegen die Spanier nicht mehr umgedreht werden. Der Gegner hatte einen dribbelstarken, sehr jungen Angriffsspieler in seinen Reihen, der mehrfach durch die Ajax Abwehr spazierte. Bemerkenswert war daß diese starke Mannschaft bis dahin kein Spiel gewonnen hatte. Um so erstaunlicher war die sehr starke Leistung in diesem Spiel. Ergebnis 0:4.
Das letzte Turnierspiel führte die Europa Auswahl und die Tschechen zusammen. Es endete unentschieden. Da beide Mannschaften gleiche Punkte hatten, wurde ein Neunmeter Schießen angesetzt, das die Europa Auswahl gewann.
Somit war sie Turniersieger.
Auch “Nebensächlichkeiten” wie die Verköstigung waren bestens organisiert. Wir erhielten Bons für Getränke, die wir bei Bedarf einlösen konnten. Das Mittagessen -Fish and Chips- wurde von Stefan und seinem Bruder gesponsert. Und dann gab es noch eine Überraschung: jede Mannschaft durfte auf alten Segelschiffen eine Rundfahrt auf dem Eemmeer genießen.
Alles bei strahlendem Sonnenschein.
Nach Abschluss aller Spiele wurde die Siegerehrung abgehalten. Die Kapitäne der Mannschaften hielten ihre Dankesreden, Geschenke wurden ausgetauscht. Andreas erhielt als Erster das Wort. Er lobte die hervorragende Organisation und die großartige Freundschaft sehr flüssig in gut verständlichem Englisch. Ich suchte den Spickzettel, aber er hatte keinen. Nach Julio und Petr beschworen Trevor und v.a. David den Europäischen Freundschaftsgedanken. Bei allen kam zum Ausdruck, daß dieses Turnier ein Höhepunkt im Jahreskalender jedes einzelnen Teilnehmers ist.
Unter großem Zuspruch sprach Trevor die Einladung nach Argeles sur mer für 2025 aus.
Und dann begann die Party. Es wurde gesungen und getanzt und alle lagen sich in den Armen.
Höhepunkt war der gemeinsame Gesang von “You never walk alone”. Zu Matthews Darbietung von “Caroline” kam es leider nicht mehr, da wir um 21.00 Uhr das Gelände des Sportparks verlassen mussten.
Aber das war noch nicht das Ende der Veranstaltung. Die meisten Teilnehmer zogen weiter in eine Bar am Hafen, wo gemeinsam das Spiel Deutschland gegen Dänemark verfolgt wurde. Dessen Gewinn wurde gebührend gefeiert, woran auch der inzwischen auftretende Regen nichts änderte.
Zurück im Hotel Mercure waren alle erfüllt von den vielen schönen Eindrücken und Begegnungen. Und wir waren uns wieder einig: Das ist echte Völkerverständigung.
Am Sonntag traten wir den Heimweg an. Voller Vorfreude auf Südfrankreich und im Bewusstsein, dass wir 2026 in Berlin das 20. Jubiläum des Turniers zu einem besonderen Erlebnis gestalten wollen.
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